In der Nacht vom 2. September 2018 brennt der Paço de São Cristóvão in Rio de Janeiro, die ehemalige Residenz der portugiesischen und später brasilianischen kaiserlichen Familien. Auch die österreichische Erzherzogin und erste Kaiserin Brasiliens Leopoldine lebte von 1817 bis zur ihrem Tod 1826 hier. Ein großer Teil der Struktur des Palastes wird zerstört.
Damit wird auch der überwiegende Teil der Sammlungen, Archive und Druckschriften des Brasilianischen Nationalmuseums, das hier seit 1892 seinen Sitz hatte, zu Asche. Mit mehr als 20 Millionen Objekten waren seine Ausstellungen Resultat der Geschichte der Institution und der herausragenden Aktivitäten im Bereich Forschung und Lehre. Die Sammlungen der Naturgeschichte, Archäologie und Ethnographie waren am stärksten vom Brand betroffen. Sie dokumentierten das Kaiserreich und das Werden einer Nation mit ihren vielfältigen Traditionen bis heute. Sie dienten der Forschung diverser Institutionen und vernetzten Brasilien mit anderen Weltregionen. Viele Geschichten wurden in den letzten 200 Jahren mit Hilfe der Sammlungen erzählt, viele bleiben nun für immer unerzählt.
Museen sind Orte der Bewahrung und ihre Sammlungen Medien der Erinnerung, die auch emotionale Bindungen herstellen. Die museale Architektur vermittelt Beständigkeit. Unverwüstlich erscheint sie und erschaffen für die Ewigkeit. Ihre Verletzlichkeit wird durch die tragischen Ereignisse im September 2018 offensichtlich. Der Brand des Brasilianischen Nationalmuseums ist dabei leider nur ein Beispiel von kulturell bedeutsamen Stätten und Gegenständen, die in den letzten Jahrzehnten weltweit zerstört worden sind, sei es durch Naturkatastrophen, tragische Umstände oder kriegerische Handlungen.