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Zigarettenschachtel Bosansko-hercegovačka duhanska uprava. HUM-CIGARETE

Standort

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Leere Zigarettenschachtel aus stabilem Karton mit Klappdeckel der Marke „Hum“ der bosnisch-herzegowinischen Tabakregie, vor 1916. Auf der Oberseite, Vorder- und Rückwand der Packung aufgeklebtes Text-Etikett mit Stückzahl- und Preisangaben in fünf Sprachen (Kroatisch, Türkisch, Serbisch, Ungarisch und Deutsch).
Oberseite: Bosansko-hercegovačka duhanska uprava. HUM-CIGARETE 50 komada 1 k, 1 komad 2 h.
بوسنه و هرسك توتون اداره سنك (حوم سيغاره لرى). فياتى ٥٠ عددى ١ قرونه
١ عددى ٢ هلر
Босанско-херцеговачка духанска управа. ХУМ-ЦИГАРЕТЕ 50 комада 1 к,
1 комад 2 х.
Vorderwand: Bosnyák-herczegovinai dohány jövedek. HUM-SZIVARKÁK. 50 darab 1 k, 1 darab 2 f.
Rückwand: Bosnisch-hercegovinische Tabak-Regie. HUM-ZIGARETTEN. 50 Stück 1 K, 1 Stück 2 h.

 Alter: vor 1916 (vgl. nachstehende Preise aus dem Jahr 1916). Geschenk von Dr. André Alvarado-Dupuy aus dem Nachlass seines Urgroßvaters, des Wiener Unternehmers und Orientliebhabers Anton Kainz-Bindl (1879–1957).

Die Zigaretten der Marke „Hum“ waren laut „Verschleißtarif der bosnisch-hercegovinischen Regie-Tabakfabrikate, mit der Gültigkeit ab Juni 1916“ 80 mm lang und hatten ein Mundstück. Die Packungsgröße war auf 50 Zigaretten zum Preis von einer Krone und 25 Heller festgelegt. Zwei Zigaretten kosteten 5 Heller (Bosanski glasnik / Bosnischer Bote 1917, 79).
Das Zigarettenpapier lieferte die k. k. priv. Papier-Industrie-Aktiengesellschaft Olleschau (heute Olšany nad Moravou) im Norden Mährens. Die 1870 in Betrieb genommene Zigarettenpapierfabrik war gegen Ende der Donaumonarchie das größte Unternehmen, welches ausschließlich Zigarettenpapier erzeugte. Bereits Mitte der 1870er Jahre hatte sich das Zigarettenpapier aus Olleschau einen einzigartigen Ruf im In- und Ausland erworben. Die jährliche Produktionsmenge reichte für die Herstellung von 50 bis 60 Milliarden Zigaretten. In Monarchiezeiten war Olleschau Alleinlieferant der k. k. österreichischen und der bosnisch-herzegowinischen Tabakregie (Bosanski glasnik / Bosnischer Bote 1917, XI).

Der Name der Zigarettenmarke bezieht sich auf die historische Landschaft Hum oder Zachumlje [„Land jenseits der Berge“ – von Dalmatien aus gesehen] an der Ostküste der Adria zwischen Dubrovnik und Neretva-Tal. 1448/1449 gab sich der Territorialherr von Hum, Stjepan Vukčić Kosača, den Titel „Herzog von Hum und des Küstenlandes“. Die bereits zu seinen Lebzeiten geprägte Metonymie „Land des Herzogs (Stjepan Kosača)“ verfestigte sich in der Folge zum Landesnamen „Herzegowina“.

1878 besetzte Österreich-Ungarn Bosnien-Herzegowina. Um die wirtschaftlich schwache Region zu stärken, wurden in mehreren Städten Bosnien-Herzegowinas Tabakfabriken sowie die bosnisch-herzegowinische Tabakregie eingerichtet. 1880, nur zwei Jahre nach der Okkupation, wurde die Tabakfabrik in Sarajevo (Tvornica duhana u Sarajevu) gegründet. Die Direktion der bosnisch-herzegowinischen Tabakregie hatte ihren Sitz in Sarajevo, Franz-Josef-Straße / Ulica Franje Josipa 56-58. Als Rohstoffe für die Zigarettenherstellung wurden 1916 vorwiegend herzegowinischer Rohtabak ca. 30.000 q [1 Quintal = 100 kg] sowie bosnischer Rohtabak ca. 4000 q verarbeitet. Die Produktion belief sich auf 380 Millionen Zigaretten und 110 Millionen Pakete Rauchtabak (Bosanski glasnik / Bosnischer Bote 1917, 414).

Als Symbol des von Österreich fortschrittlich und europäisch geprägten Balkans war die im damals vornehmen Viertel Marijin Dvor („Marienhof“) gelegene Tabakfabrik ein häufiger Ausgangspunkt für Sarajevo-Besuche österreichisch-ungarischer Würdenträger. So reisten auch am 28. Juni 1914, am Tag des Attentats, das Thronfolger-Ehepaar Franz Ferdinand von Österreich-Este – selbst ein passionierter Raucher – und Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, mit dem Zug von Ilidža bis zur Westgrenze der Stadt, um die Tabakfabrik zu besichtigen.

Literatur: Bosanski glasnik: opća priručna i adresna knjiga za Bosnu i Hercegovinu / Bosnischer Bote, Universal-Hand- und Adreszbuch für Bosnien und die Hercegovina 1917, 21. Jahrgang, Sarajewo: Kommisionsverlag der Kais. Kön. Hof- und Staatsdruckerei in Wien 1917.

Object data

Inv. No.

193384

Bequest

Anton Kainz-Bindl (1879 - 1957)

Dated

vor 1917

Accession Date

2020

Material

Karton, Papier, Metall

Dimensions

L. 12,5 cm × B. 8,4 cm × H. 2 cm