Zeremonialkopf

Standort

Derzeit ausgestellt:
Mezzanin: Ein österreichisches Mosaik Brasiliens

Die rituelle Kopfjagd und die Präparation von Zeremonialköpfen stellte in der Kultur der Munduruku des 19. Jahrhunderts eine Notwendigkeit dar, die das Überleben der Gruppe garantierte. Sie stand in direkter Verbindung zur Jagd, deren Grundlage die Vorstellung war, dass alle Jagdtiere spirituellen Wesen - sog. Müttern der Tiere - unterstehen, die für ihre Vermehrung bürgen und die Tiere dazu bewegen sich vom Menschen erbeuten zulassen. Der Schamane verwahrte einen Schädel jeder gejagten Tierart, dem vor der Jagd geopfert wurde. Darüber hinaus wurde ein Zeremonialkof auf einem Stock im Jagdgebiet aufgestellt, wo sein Anblick die Jagdtiere "erfreuten" sollte. Auf diese Weise beeinflusste er positiv die Fruchtbarkeit der Tiere und ihre Verwundbarkeit. Er ist als Gabe an die Mütter der Tiere zu verstehen, die diese mit der Gegengabe der Jagdtiere erwiderten. Auf diese Weise spielte die Kopfjagd eine essentielle Rolle bei der Bewahrung des spirituellen Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur. Die Notwendigkeit immer wieder neue Köpfe zu erbeuten liegt darin begründet, dass der Kopf seine Kraft nur über drei Jahre bei behält. In dieser Zeit steht sie im Zentrum bestimmter Zeremonien und ihr Besitzer und seine Frau unterliegen einem rituellen Status, der sie vom Alltagsleben ausschließt.

Von wem der Kopf stammt bleibt unklar. Im Inventar wird als Herkunft "Parintintin" angegeben, was das Munduruku-Wort für "Feind" ist. 

Objektdaten

Inv. Nr.

1232

Sammlungsbereich

Südamerika

Objektbezeichnung

Zeremonialkopf

Sammlung

Johann Natterer (1787 Laxenburg bei Wien - 1843 Wien) - GND

Datierung

um 1830

Kultur

Munduruku

Material/Technik

Menschlicher Kopf, Haare, Baumwolle, Federn, Harz, Nagetierzähne