Laila und Madschnun

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Derzeit nicht ausgestellt.

Der persische Dichter Nezami Ganjavi beschreibt im 12.Jahrhundert die unglückliche Liebe zwischen Leila und Madschnun. Weil die geliebteeinem anderen Mann zur Frau gegeben wird, verlässt er, verrückt vorLiebeskummer, die zivilisierte Welt und zieht sich in die Einsamkeit der Wälderzurück. In der dargestellten Szene versucht ihn Leila zu einer Rückkehr in dieWelt der Menschen zu bewegen.

In der unteren Bildhälfte hält ein Diener ein hockendesKamel. Das Tier hat Laila zu ihrem Geliebten Majun in die Wildnis getragen.Vielleicht in der Hoffnung, dass es beide zu einem gemeinsamen Leben im Palastbringt. Die tragische Liebesgeschichte von Laila und Majun wird seit dem 12.Jahrhundert vom arabisch-persischem Raum bis Indien in verschiedenen Versionenerzählt. In ihrer Tragik erinnert sie auch an Romeo und Julia von WilliamShakespeare. Die Geschichte in der persisch-arabischen Tradition geht auf dasSchicksal von Quais ibn al-Mulawwah zurück, der im 7. Jahrhundert lebte. Diebekannteste Version hat im 12. Jahrhundert der persische Poet Nezami Ganjavi imEpos Khamsa verfasst. Der junge Quais ibn al-Mulawwah wurde zu einemFest im Palast von Lailas Vater eingeladen, sein Beitrag war die Schlachtungeines Kamels. Bei diesem rauschenden Fest hat er sich unsterblich in Lailaverliebt. Ihr Vater verbot jedoch diese Beziehung und hat seine Tochter einemanderen Mann zur Frau gegeben, den sie jedoch niemals liebte. Quais wurde ausLiebesleid wahnsinnig, was ihm fortan den Namen Majun Laila, arabischfür „den von Laila Besessenen“ verlieh. Er hat die geordnete Welt verlassen undlebte bis zu seinem Tod in der Wildnis, abgemagert bis zum Skelett. Die Szeneauf diesem Bild zeigt Laila bei ihrem einzigen Treffen mit ihrem Geliebten,fernab von ihrem Palast der das Bild nach oben abschließt. Seine festen Mauern verweisen auf die strikten Regeln derTradition, die die Liebenden trennen. Die Jäger davor erlegen Tiere, die so wieMajun in der Wildnis leben. Auch er wird bald sterben. Nach dem Tod vonLailas Gatten hat ihre Liebe aufgrund der traditionellen Trauerzeit einer Witwenie zu einem gemeinsamen Leben geführt. Aus Liebesleid ist Laila verstorben.Als Majun davon erfuhr verstarb auch er kurz darauf. Das Kamel konnte nie zueiner Brücke zwischen der Wildnis in die sich Majun zurückgezogen hat und demPalast Lailas werden, nie hat das Tier die beiden als Sinnbild der geduldigenHoffnung auf seinem Rücken in ein gemeinsames Leben getragen.

 

Objektdaten

Inv. Nr.

135679

Sammlungsbereich

Süd-, SO-Asien, Himalaya

Objektbezeichnung

Laila und Madschnun

erworben von

Dorotheum, Wien - GND

Kultur

Indien

Material/Technik

Gouache auf Papier