Kopftrophäe

Standort

Derzeit nicht ausgestellt.

Das Erbeuten von Köpfen galt als gesellschaftlich notwendige Form von Gewalt mit tiefgreifender religiöser und kultureller Bedeutung. Im Kampf ging es nicht um die Aneignung materieller Dinge sondern um das höchste Gut – das Leben. Die Kopfjagd war in ein System von Riten und Tabus eingebettet die einen ideellen Raum schufen, der die Kopfjagd außerhalb des alltäglichen Lebens stellte.

Der Antrieb zur Kopfjagd war vielfältig. Die frühen Ethnographen behaupteten meist etwas wolkig einen Zusammenhang zwischen einer „Seelensubstanz“, die ihren Sitz im Kopf habe und nach dem Tod wieder in den Kreislauf der Fruchtbarkeit von Frauen und Feldern eingehe. Ein erbeuteter Kopf aus einem andern Dorf bedeutete also zusätzliche Fruchtbarkeit für das eigene. Das mag nicht ganz falsch sein; ein alter Rengma-Naga erzählte uns vor einigen Jahren, dass bei ihnen die erbeuteten Köpfe in den Reisspeichern aufbewahrt wurden.

Eine viel häufigere Erklärung der Naga ist, dass eine erfolgreiche Kopfjagd zum Tragen bestimmter Schmuckstücke, Hüte oder Stoffe berechtigte, und dass kein Mädchen einen jungen Mann anschaute, solange er nicht an einem Raubzug oder einer Kopfjagdzeremonie teilgenommen hatte. Der Tod des einen brachte dem anderen Prestige und sozialen Status, und damit das Recht auf Schönheit - Schönheit in Form von phantasievoll verzierten Gegenständen, die nur ein erfolgreicher Kopfjäger tragen durfte.

Obwohl die Motive der Kopfjagd die materielle Kultur der Naga dominierten fand sie in der Praxis eher selten statt, etwa bei der Errichtung eines Gemeinschaftshauses oder bei Ereignissen, die das Wohlergehen der Dorfgemeinschaft bedrohten.

Als die Briten im späten 19. Jahrhundert die Kopfjagd verboten, war ein häufiger Einwand von Seiten der Naga, dass dadurch ihre Schmuckkultur aussterben werde.

Aus dem buchg "Die nackten Naga":

„Unvergesslich wird mir der Augenblick bleiben, da wir uns in Yimpang plötzlich einem Baum gegenüber fanden, von dem zahlreiche Köpfe der Opfer dieser und anderer Kriegstaten herabhingen. Eigentlich hingen sie nicht an dem Baume selbst, sondern an langen Bambusstangen, die an den Baum gelehnt waren. Mein Wunsch, diese Köpfe für ein Museum zu haben, deckte sich mit der Absicht von Mills, die Yimpang-Männer für die Ausrottung von Saochu zu bestrafen. Er erklärte deshalb die Saochu-Köpfe kurzerhand für konfisziert und ließ sie durch Chingmei-Männer in unserer Begleitung von den Stangen herab nehmen“ (Christoph Fürer-Haimendorf).

Objektdaten

Inv. Nr.

126828

Sammlungsbereich

Süd-, SO-Asien, Himalaya

Objektbezeichnung

Kopftrophäe

Sammler/in

Christoph von Fürer-Haimendorf (1909 Wien - 1995 London) - GND

Datierung

20. Jahrhundert

Material/Technik

Bein, Bambus, Horn

Kulturpatenschaft

Kulturpatenschaft

Viele Objekte des Weltmuseum Wien sind auf der Suche nach einer Kulturpatin oder einem Kulturpaten. Mit der Übernahme einer Kulturpatenschaft fördern Sie direkt und nachhaltig die wissenschaftliche Dokumentation, Erforschung, Restaurierung und Präsentation der Kulturschätze unserer einzigartigen Sammlungen. Sie möchten die Kulturpatenschaft für ein bestimmtes Objekt übernehmen? Dann melden Sie sich bei uns! Wir beraten Sie gerne!

Kulturpatenschaft übernehmen