Kostüm des Odissi Tanzes

Standort

Derzeit nicht ausgestellt.

Tanz ist in Indien eine heilige Aktivität, in der Männer − und noch öfter Frauen − höchster Spiritualität einen Ausdruck verleihen, wie dies dem gesprochenen oder geschriebenen Wort niemals möglich ist. Im Tanz geht das Menschliche im Göttlichen und das Materielle im Geistigen auf. Die Götter selbst sollen einst dem Weisen Bharata die Kunst des Tanzes enthüllt haben.

Alle sieben klassischen Tanzstile verleihen Inhalten aus den Bereichen von Religionsphilosophie und Mythologie, vor allem den großen Epen Ramayana und Mahabarata, künstlerischen Ausdruck. Tanz versinnbildlicht auch den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, gewährleistet doch der Gott Shiva sogar im Tanz den Zyklus von Erschaffung und Zerstörung der Welt.

Ein vorgegebenes Repertoire an Handgesten, Augenbewegungen, Kopfhaltungen und Beinstellungen drückt zusammen mit Farben und Stilen der Kostüme Gefühle wie etwa Gelassenheit, Freude, Trauer, Zorn oder Schrecken aus.

Ursprünglich bildeten Tempel die Bühne dieser Tänze, die ein fester Bestandteil von Ritualen und Zeremonien waren. Erst die islamischen Mogulherrscher brachten den Tanz an ihre Höfe und stellten ihn somit in einen profanen Zusammenhang; heute ist es die übermächtige Filmindustrie, die dem Tanz auf der Filmleinwand eine moderne Bühne bietet.

Das Kostüm wird von Tänzerinnen des Odissi-Stils getragen, der seit zweitausend Jahren textuell belegt ist und ursprünglich aus der Tempeltradition des ostindischen Orissa stammt, wo er als eine Form der Gottesverehrung gepflegt wurde. Während manche Tänze die zehn Erscheinungen Vishnus darstellen, sind andere dem Gott des Tanzes – Shiva − gewidmet. Eine besondere Rolle kommt der Erscheinung Vishnus als Jagannatha zu; mit ihm werden Tänzerinnen des Odissi-Tanzes rituell vermählt.

Objektdaten

Inv. Nr.

187235_1

Sammlungsbereich

Süd-, SO-Asien, Himalaya

Objektbezeichnung

Kostüm des Odissi Tanzes

Datierung

20. Jahrhundert

Zugangsdatum

2008

Kultur

Indien