Kopfschmuck (Bahli)

Standort

Derzeit nicht ausgestellt.

Legt sich in Indien eine reiche Frau ihr glitzerndes Geschmeide an sieht der Eingeweihte viel mehr als eine geschmückte Schönheit oder ein Objekt der Begierde. Für ihn eröffnet der Blick auf kunstvoll gearbeiteten Schmuck einen Blick auf das Universum.
In der hinduistischen Interpretation der Welt steht jeder Schmuckstein, ob edel oder halbedel, mit folgenden Erscheinungen in Beziehung: einem Planeten mit seiner assoziierten Gottheit, dessen Gemahlin, einer Farbe, einem Geschlecht, einem Element, einem Gott, einem Metall, einem Körperteil, einem Geschmack, einem Nahrungsmittel, einer Jahreszeit, einer Himmelsrichtung, einem Wochentag und einem Tonlaut.
Wertvolle Geschmeide bilden nicht nur das Universum ab oder erfreuen uns gar als bloßer Schmuck. Sie wirken auch direkt auf das Leben der Menschen ein indem sie potentiell schädliche Einflüsse aus überirdischen Sphären abwehren und ins Positive verwandeln. Die hinduistische Astrologie lehrt, dass neun Einflüsse (Sanskrit: navagrahas) das irdische Leben bestimmen. Da Schmucksteine in direktem Zusammenhang mit diesen Einflüssen stehen und sich diese für den Träger sowohl positiv als auch negativ auswirken können, sollen sie nur nach der Konsultation eines Astrologen getragen werden. Er kann ausrechnen, welche Steine getragen und welche gemieden werden sollen.
Schmuck spielt aber auch eine wichtige Rolle in den Niederungen des menschlichen Daseins. Als Mitgift war er bis in dieses Jahrhundert der einzige legale Besitz einer Hindu-Frau weswegen Eltern wertvollen Schmuck für ihre Töchter anfertigen ließen. Da die Familie des Schwiegersohnes einmal keinen Besitzanspruch darauf haben wird, gewährten diese Juwelen der Frau zumindest einen gewissen Freiraum an Entscheidungen. Auch im Falle einer Scheidung war sie fürs erste abgesichert.

Objektdaten

Inv. Nr.

3230

Sammlungsbereich

Süd-, SO-Asien, Himalaya

Objektbezeichnung

Kopfschmuck (Bahli)

Sammler/in

Carl Alexander Anselm Freiherr von Hügel (1796 Regensburg - 1870 Brüssel) - GND

Datierung

18. Jhdt.

Kultur

Indien

Material/Technik

Gold (Golddraht), Silber, Rubine, Smaragde, Bergkristall, Perlen, Goldlahn mit Seelfaden (gewickelt und Flechtband), Silberlahn, violett-rosa irisierendes Metallblech