Oceans.Collections.Reflections.

George Nuku

Weltmuseum Wien, 23. Juni 2022 bis 31. Jänner 2023

Information

Das Weltmuseum Wien präsentiert die bisher umfassendste Ausstellung des Künstlers George Nuku und seine erste Schau in Österreich. Sein Installationsprojekt mit dem Titel Oceans. Collections. Reflections. erstreckt sich über insgesamt sieben Räume im Weltmuseum Wien. In jedem Raum werden unterschiedliche Themen behandelt, die immer um Beziehungen und Veränderungen kreisen. In der Säulenhalle des Weltmuseums Wien ist eine Installation zum Thema Corona-Pandemie zu sehen. Gleichzeitig zeigt George Nuku im Theseustempel im Wiener Volksgarten die Präsentation Bottled Ocean 2122 (bis 9. Oktober 2022 – siehe dazu eigenen Pressetext).

George Nuku ist ein neuseeländischer Künstler mit Māori und schottischen Wurzeln, der sich seit über dreißig Jahren mit der Kunst und Kultur der Māori auseinandersetzt. Er verwendet dabei unterschiedliche Materialien, vorwiegend Kunststoffe wie Plexiglas und Polystyrol. Nuku möchte mit seiner Arbeit aufzeigen, dass Plastik zwar unseren Alltag prägt, wir aber dennoch bisher keine Beziehung zu diesem Material aufgebaut haben. Eine gezielte Hinwendung und Wertschätzung könnte dazu beitragen, Plastik nicht als Müll zu betrachten, sondern als wertvolles, ja sogar heiliges Material. Um diese Wertschätzung zu unterstreichen, verwendet der Künstler auch den Begriff Pounamu für Plastik, was die Māori-Bezeichnung für das im Süden Neuseelands häufig auftretende und hochwertige Mineral Grünstein ist.

George Nukus Kenntnis der materiellen Kultur der Māori, sowohl aus seiner eigenen künstlerischen Arbeit als auch durch seine zahlreichen Projekte in ethnografischen Museen weltweit, ist für das Weltmuseum Wien eine besondere Bereicherung: Durch die Verbindung mit den zeitgenössischen Werken George Nukus entsteht ein neuer Blickwinkel auf die eigenen historischen Sammlungen.

George Nuku zeigt in der Ausstellung Objekte aus den Sammlungen des Weltmuseums Wien zusammen mit seinen eigenen, aus Plexiglas und Polystyrol handgeschnitzten Kunstwerken, die in partizipativer Arbeit gemeinsam mit Freiwilligen entstanden sind. Darüber hinaus sind Leihgaben aus dem Naturhistorischen Museum Wien, aus der Zoologischen Sammlung des Departments für Evolutionsbiologie der Universität Wien sowie aus dem Heeresgeschichtlichen Museum Wien zu sehen.

Jeder Raum präsentiert ein eigenes Thema, eine Welt für sich, und doch ist jeder Raum eng mit den vorhergehenden und nachfolgenden Räumen verbunden. Die Ideen und Werke Nukus bringen die Untrennbarkeit von Natur und Kultur zum Ausdruck. Das Ergebnis ist eine Reise durch Zeit und Raum.

Die Wiener Ausstellung kann als bisheriger Höhepunkt in Nukus Karriere gesehen werden, die sich auf mittlerweile mehr als 120 Projekte weltweit erstreckt. Die Schau ist zugleich Ausdruck seines anhaltenden Wunsches, seinen gesammelten Erfahrungsschatz mit allen Zuschauer*innen gleichermaßen zu teilen.

Oceans. Collections. Reflections. ist von 23. Juni 2022 bis 31. Jänner 2023 im Weltmuseum Wien zu sehen. Die Ausstellung wurde kuratiert von George Nuku und Reinhard Blumauer, Kurator für die Sammlung Ozeanien und Australien und für die Sammlung Insulares Südostasien im Weltmuseum Wien. Die Ausstellungsgestaltung stammt von Gerhard Veigel.

Begleitet wird die Schau von einem umfangreichen Rahmenprogramm, das in den ersten Wochen unter anderem vom Künstler selbst gestaltet sein wird (siehe unten).

Die Themen der Ausstellung

„Ich praktiziere ständig Rituale, sie sind unser Weg, unseren Zugang für eine andere Sprache mit der Natur zu finden. Alles basiert auf kreisähnlichen Abläufen. Stelle dir vor, du gehst in einen großen Ausstellungsraum, du bewegst dich zunächst im Kreis und schaust dir alles an – dieses Bewegungsmuster ist in uns angelegt und bestimmt uns, das ist kein Mysterium.“

George Nuku

Das Ausstellungsprojekt thematisiert nicht nur seinen eigenen Platz im Museum, sondern auch das Museum an sich – sowohl das Weltmuseum Wien als auch Museumsinstitutionen im Allgemeinen. Es geht um Themen wie die Beziehungen zwischen Museen und Ursprungsgemeinschaften, die Versöhnung zwischen diesen beiden Akteuren, um Restitution, Dekolonisierung, und schließlich um Wege in die Zukunft.

Die Beziehung zwischen Österreich und den Māori ist eng mit der Geschichte der Ethnologie in Wien verbunden: Expeditionen im 19. Jahrhundert wie die Weltumseglung der SMS Novara (1857–1859) und Forschungsreisende wie Ferdinand von Hochstetter und Andreas Reischek prägten das Bild von Neuseeland in Österreich. Umgekehrt ist Österreich durch Namensgebungen in Geografie, Flora und Fauna bis heute in Neuseeland präsent.

So gut das wechselseitige Verhältnis grundsätzlich war, so hatte es dennoch zahlreiche problematische Facetten. Andreas Reischeks Ruf als Fachmann und Freund der Māori ist heute wegen seiner Jagd auf bedrohte Vogelarten und der unrechtmäßigen Entfernung menschlicher Überreste aus Gräbern umstritten. Die menschlichen Überreste, die so in die Sammlungen des Weltmuseums Wien gelangt waren, wurden zwar 2015 an Neuseeland zurückgegeben, trotzdem wirft diese Episode einen Schatten auf die gemeinsame Vergangenheit.

Eine außergewöhnliche Geschichte über die Beziehung zwischen den Māori und Österreich ist der Besuch von Te Hemera Rerehau und Wiremu Toetoe. Die beiden Māori begleiteten die Novara-Expedition 1859 zurück nach Wien. Dort erhielten sie eine Ausbildung in der Hof- und Staatsdruckerei und wurden dem Kaiserpaar vorgestellt. Zahlreiche Zeitungsberichte aus der Zeit belegen, dass sie bekannte Persönlichkeiten in Wien waren. Als Abschiedsgeschenk erhielten sie vom Kaiserhaus eine Druckerpresse, mit der sie, zurück in Neuseeland, die erste Zeitung auf Māori, die Te Hokioi, produzierten. Diese diente vor allem dem Informationskrieg gegen die britische Kolonialmacht.

Das Wechselverhältnis zwischen den Polynesiern und dem Pazifik ist ebenfalls Thema der Ausstellung. Die Seefahrt als wichtiges Element der Besiedelung und des kulturellen Austauschs zwischen den Inseln prägte die Kulturen ebenso wie die Gefahren, die vom Meer ausgehen. So wie der Ozean beeinflussten auch Flora und Fauna der Inseln das Leben: als Ressource und als spiritueller Raum. Um die enge Verbindung zwischen Natur und Kultur zu verdeutlichen, sind auch Leihgaben aus dem Naturhistorischen Museum Wien und aus der Zoologische Sammlung des Departments für Evolutionsbiologie der Universität Wien in der Schau zu sehen.

Die Beziehung zu den Vorfahren, die Genealogie, ist ein zentraler Aspekt der Māori-Kultur. Als sichtbares Zeichen dieser Verbindung tragen daher manche Māori Gesichtstätowierungen. Damit ging in der Vergangenheit auch das Aufbewahren der präparierten Köpfe von Verstorbenen einher. Durch Verbote während der Kolonialzeit ging diese Tradition zwischenzeitlich verloren. Auch diesem Thema ist in der Ausstellung ein Raum gewidmet.

Einen ausführlichen Überblick über die Beziehung zwischen Aotearoa/Neuseeland und Österreich im Spiegel der Sammlungen des Weltmuseums Wien ist im Booklet zur Ausstellung zu finden.

George Nukus partizipativer Ansatz

George Nuku verfolgt in seiner Arbeitsweise einen partizipativen Ansatz und arbeitete auch für die aktuellen Ausstellungen im Weltmuseum Wien und im Theseustempel gemeinsam mit Freiwilligen an der Entstehung seiner künstlerischen Positionen.

Die Zusammenarbeit mit Freiwilligen ist ein integraler Bestandteil seiner Arbeit. Zum einen ist dies aufgrund des Arbeitsaufwandes – wie Schnitzen und Bemalen – erforderlich, zum anderen ist es Teil der Vermittlung. Alle Helfer*innen werden so zu Expert*innen und Vermittler*innen der Ausstellung. Es ist ein gemeinsamer, kreativer Akt.

Im Zeitraum März bis Juni 2022 arbeiteten die Freiwilligen gemeinsam mit dem Künstler an den Objekten der Ausstellung. Es wurden dabei Personen ausgesucht, die Interesse an Handwerkskunst haben bzw. schon erste Erfahrungen in diesem Tätigkeitsbereich sammeln konnten, jedoch nicht notwendigerweise ausgebildete Künstler*innen oder Handwerker*innen. Gemeinsam mit Nuku bearbeiteten sie Materialien wie Plexiglas oder Polystyrol – es wurde geschnitten, geklebt, geschnitzt und gemalt.

„Die Freiwilligen und ich haben Herz und Seele darin gesteckt, die Schönheit dieses scheinbar banalen Stoffes [Kunststoff, Anm.] freizulegen. Allein könnte ich das alles gar nicht schaffen. Gleichzeitig bin ich mittlerweile süchtig nach der absoluten Gleichberechtigung dieser Arbeitsweise. Immerhin kann ich nicht beeinflussen, wer als freiwilliger Helfer durch die Tür kommt. Geschlecht, Alter, sozioökonomischer Hintergrund: Diese Kategorien werden dadurch aufgebrochen.“

Geoge Nuku über das gemeinsame Arbeiten

„Ich spreche zwar kein Deutsch, aber ich spreche ‚Polystyrolisch‘ und ‚Plexiglasisch‘. Meine Rolle ist es, Polystyrol zum Tanzen und zum Singen zu bringen. Gelingt es mir, kommt es zur Conclusio, dass das Polystyrol meine Sprache spricht, mich formt und mich weiterbringt. Polystyrol beispielsweise hat eine wunderbare Fragilität. Zerbrechlichkeit ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Im Flügel des Schmetterlings steckt Stärke. Diese Botschaft möchte ich vor allem einem jungen Publikum mitgeben.“

George Nuku über seine Materialien 

Über den Künstler

„Der Einheimische, der den Kolonisator beobachtet, der den Einheimischen beobachtet.“

George Nuku

George Nuku (geb. 1964) ist einer der derzeit führenden zeitgenössischen Künstler in Aotearoa/Neuseeland. Er ist Māori schottischer und deutscher Abstammung.

George Nuku arbeitet mit Stein, Knochen, Holz, Muscheln, Polystyrol und Plexiglas. Seine Werke reichen von filigranen, handgeschnitzten Amuletten aus Perlen, Grünstein, Knochen und Plastik bis hin zu lebensgroßen Stein- und Plexiglasskulpturen sowie mehrstöckigen Installationen aus Polystyrol von polynesischen Halbgöttern und Helden der Māori-Kultur. Er trägt die seit Jahrtausenden überlieferte Tradition seiner Vorfahren in einer Kunstform weiter, die verspricht, das Leben zu erweitern und das Überleben zu verbessern.

Nuku studierte an der neuseeländischen Massey University Kunst, Soziologie, Geografie und Māori-Studies – und entschied, dass sein Hauptinteresse der Kunst, insbesondere der Bildhauerei, galt. Im Laufe seiner über 35-jährigen künstlerischen Karriere schuf Nuku Arbeiten für Museen, Kunstinstitutionen, Kulturzentren, Galerien, traditionelle Māori-Kulturräume, für Festivals und für private Auftraggeber. Seine Werke waren in zahlreichen Ausstellungen in Neuseeland und auf der ganzen Welt zu sehen, unter anderem in den Niederlanden, in Frankreich, in der Schweiz, in Taiwan oder in New York. Die aktuelle Schau im Weltmuseum Wien ist George Nukus erste Ausstellung in Österreich.

 

Kontakt
Nina Auinger-Sutterlüty, MAS
Mag. Sarah Aistleitner
presse@weltmuseumwien.at
T +43 1 525 24 - 4021
oder +43 1 525 24 - 4025

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