Puppe von Katharina Richter-Kovarik

Interview mit Lisi Bernroitner08.07.2016
„Diese Puppe hat meine Oma Ende der 70er Jahre aus einer ‚Dreh und Trink‘-Flasche gebastelt. Durch die Puppe lebt meine Oma in meiner Erinnerung weiter.“

Katharinas Objekt ist eine Puppe, die ihre Oma Ende der 70er Jahre aus einer „Dreh und Trink“ – Flasche (Zitronen-Apfel-Geschmack) gebastelt hat. Katharina war damals sieben Jahre alt, bei ihrer Oma in Penzing zu Besuch und hat sich beklagt, dass sie ihre Spielsachen nicht dabei hat. Ihre Oma war zu diesem Zeitpunkt pensionierte Schneiderin und hat, nachdem Katharina die „Dreh und Trink“-Flasche austrinken durfte, direkt in das Plastik einen Mund, eine Nase, Augen und Augenbrauen gestickt. Außerdem hat sie für die Puppe ein Kleidchen mit einem Fransenrock und einen kleinen Hut gestrickt und sogar Haare daran befestigt. Unterhalb der Puppe hatte sie noch einen Karton angeklebt, damit die Puppe stehen kann; dieser ist mittlerweile aber schon abgerissen.

Da ihre Großeltern während der Kriegsjahre nicht viel hatten, war ihre Großmutter es gewöhnt Spielsachen jeglicher Art für ihre Söhne herzustellen. Zum Beispiel Kasperlfiguren, die Katharinas Vater nach ihrem Tod wiederentdeckt hat.

Jetzt wo sie selbst die Puppe in ihrem Kleiderschrank wiedergefunden hat, wird Katharina das kreative Potential ihrer Oma bewusst. Es wurde zu deren Lebzeiten zwar gewürdigt, aber vielleicht wurde es ihr doch zu selten gesagt.

Ihre Oma war nach ihrer Pensionierung Hausbesorgerin im Bezirksmuseum und Ziegelmuseum in der Penzinger Strasse. Sie hatte eine große Dienstwohnung und konnte auch den Garten nutzen. Wenn das Bezirksmuseum am Wochenende geschlossen war, war das Haus ihr Reich.

Heute arbeitet Katharina selbst in einem Museum. „Dreh und Trink“ schmeckt ihr mittlerweile nicht mehr so gut. Durch diese Puppe und das Sprechen darüber, lebt Katharinas Oma in ihrer Erinnerung weiter.

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