Fliesenfragmente aus dem MK&G

Fassadenfragmente des Buyan Kuli Khan Mausoleums

Inv. Nr. 1908.472

Im Januar 1904 entdeckte Justus Brinckmann die Fliesenfragmente aus dem Mausoleum des Buyan Kuli Khan in Buchara in der Pariser Kunsthandlung von Ounik Kalebdjian. Das aus dem 14. Jahrhundert stammende Bauwerk wurde 1894 bei einem Erdbeben zerstört. Teile des Fliesendekors gelangten in den nachfolgenden Jahren in den internationalen Kunsthandel. Kalebdjian besaß ein größeres Konvolut dieser Fliesen, aus dem Brinckmann zwei Stücke auswählte. Im April gleichen Jahres konnte er ein weiteres Stück erwerben, da er den Kaufmann Alfred Beit (1853–1906) als Geldgeber gewinnen konnte. Im April und im Mai 1905 erfolgte der Ankauf von acht weiteren Fliesenfragmenten, der anteilig wiederum von Beit finanziert wurde. Da Brinckmann für seine Erwerbungen einen Kredit des Hamburger Roulancefonds in Anspruch nahm und erst 1908 eine verlässliche Finanzierung auf die Beine stellte, wurde der Großteil der Fliesenfragmente erst in diesem Jahr inventarisiert. Alle Stück stammten aus der Kunsthandlung Kalebdjian, die gemäß Lagerbuch des MK&G 1905 als Kalebdjian Fréres umfirmierte und von den Brüdern Hakob und Gabris Kalebdjian gemeinsam betrieben wurde. Weiterführende Informationen zur Vorprovenienz oder der Kunsthandlung enthalten die Einträge in den Inventar- und Lagerbüchern des MK&G nicht.

Auch wenn Alfred Beit als Geldgeber nur indirekt am Erwerb der Fliesenfragmente beteiligt war, muss seine Person im Rahmen der Provenienzforschung benannt werden. Der aus einer jüdischen Familie stammende Hamburger Kaufmann zählte zum engen Kreis der Förderer des MK&G und war Brinckmann freundschaftlich verbunden. Beit gehörte zu den Gold- und Diamant-Magnaten mit Firmenniederlassungen in Deutsch-Britisch-Südafrika. Er agierte im Fahrwasser des British Empire und war ein Freund und Unterstützer der kolonialen Politik von Cecil Rhodes (1853–1902). Mit dem Gewinn aus dem Geschäft mit den sogenannten Blutdiamanten unterstützte er Kultur- und Bildungseinrichtungen in Hamburg.

 

Sollten Sie weiterführende Hinweise haben, wenden Sie sich bitte an silke.reuther@mkg-hamburg.de oder wibke.schrape@mkg-hamburg.de.

 

Silke Reuther, Wibke Schrape

 

1 Siehe dazu: https://hup.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2011/107/pdf/HamburgUP_MfW09_Beit.pdf (Zugriff 14.12.2021)

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