Dunkle Paarung

20. Mai 2021 bis 30. September 2023
Der postkoloniale Blick ist der Blick der Empathie und des Verstehenwollens; (...) der postkoloniale Blick erkennt und anerkennt hybride Kulturen und Identitäten. - Paul Michael Lützeler

Dunkle Paarung im Rahmen der FOTO WIEN

Von 10. bis 27. März 2022 findet im Rahmen des FOTO WIEN Festivals eine ergänzende Ausstellung zu Dunkle Paarung statt. In historischen Vitrinen wird das Herrschaftsstreben kolonialer Mächte im Hinblick auf das Sammeln, Kategorisieren und Unterwerfen von Natur thematisiert. Der dominante westliche Blick deklariert indigene Natur bis heute zu etwas Exotischem. Wie-yi T. Lauw überlässt frische Schnittblumen über einen Zeitraum von zwei Wochen einem Prozess des Verfalls: Sie gehen zugrunde, verwelken langsam. Hier spielt sie einerseits auf die Brutalität von kolonialer Herrschaft an, andererseits hinterfragt sie kritisch den Gedanken des Bewahrens kolonialer Beutekunst und damit unsere museale Praxis im Umgang mit diesen Objekten. Es entsteht ein Vanitas-Motiv, das Vergangenheit und Gegenwart, koloniale Historie und heutige Verantwortung auf anschauliche Weise zum Thema macht.

Über die Ausstellung

Über die Ausstellung

Diese (An-)Erkennung des Hybriden sowie der Entwicklung kolonialer Kulturen und Geschichte thematisiert T. Lauw in ihrer fotografischen Arbeit Dunkle Paarung.  Durch das Verwenden exotischer Pflanzen, verworren in einem Netzgeflecht, wird das Herrschaftsstreben kolonialer Mächte gegenüber indigener Kulturen kritisch beleuchtet. Die Faszination des Exotischen hat eine lange Geschichte und entwickelte sich aus einem zutiefst hierarchischen Verständnis gegenüber dem „Fremden“ anderer Kontinente und Kulturen. Das Sammeln „exotischer“ Pflanzen gehörte zum Instrument von Kolonialisierungsprozessen und lässt sich selbst als Akt kultureller Aneignung deuten. So formuliert T. Lauw das Aneignen und Auferlegen des Kulturellen als eine prozessuale Entwicklung, deren Spuren und Erinnerungen bis heute und darüber hinaus Identitäten formen.

Durch die raumgreifende Installation der Arbeiten an der Außenfassade des Weltmuseum Wien bis hin zu den Innenräumen der Schausammlung „Ein österreichisches Mosaik Brasiliens“, „Im Schatten des Kolonialismus“, „Sammlerwahn. Ich leide an Museomanie”, „Fasziniert von Indonesien“ und „Südsee: Begegnungen mit dem verlorenen Paradies”, entsteht ein Dialog mit den Objekten, der die Besucher*innen anregt, sich mit der kolonialen Vergangenheit des Hauses auseinanderzusetzen.

Die künstlerische Präsentation ist Teil des Projekts TAKING CARE. Ethnographic and World Cultures Museums as spaces of care, das durch das Programm Kreatives Europa der Europäischen Union kofinanziert wird. In diesem Projekt erforschen 13 Partnermuseen die Verbindungen zwischen ethnografischen Sammlungen und Fragen zur Klimakrise und zum Anthropozän und thematisiert in diesem Zusammenhang die Nachwirkungen des Kolonialismus. So positioniert das Projekt ethnografische und Weltkulturen Museen als Orte, die diesen Problemstellungen partizipativ und kreativ begegnen.

Täglich außer Mittwoch
10 bis 18 Uhr

Dienstag
10 bis 21 Uhr

Weltmuseum Wien

Heldenplatz
1010 Wien

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Über die Künstlerin

Über die Künstlerin

Wie-yi T. Lauw (geb. 1983, Wien, Österreich) lebt und arbeitet in Berlin. Ihr Studium schloss sie an Kunsthochschule Berlin Weißensee im Jahr 2012 mit einem M.A. ab.

Die Arbeiten von Wie-yi T. Lauw sind poetische Zeugnisse einer persönlichen und dennoch allgemeingültigen Beschäftigung mit existentiellen Themen: Worin liegen die Anker der eigenen (multikulturellen) Geschichte? Welche Rolle haben Erinnerungen als identitätsstiftende Gebilde? Was bedeuten Begriffe wie Kulturelles Erbe und Identität im Zeitalter des Globalen und Digitalen?

Wie-yi T. Lauw stellt das Absolute und Eindeutige in Frage – zugunsten eines offenen und niemals abgeschlossenen Prozesses. Sie bricht und widerspricht mit konträren Materialien, zeigt die Ambivalenz der (Un)Sichtbarkeit und beraubt Dinge ihrer ursprünglichen Funktionen mittels Fotografie, Skulpturen und Installationen. So kreiert sie das Zeitliche und Veränderliche – das unablässige >>Werden<<  – zur einzigen Konstante ihrer Kunst.

Mehr Info zur Künstlerin finden Sie hier.

Artist Talk

Artist Talk mit der Künstlerin

Anlässlich der Eröffnung von Wie-yi T. Lauws Kunstinstallation Dunkle Paarung in der Schausammlung des Weltmuseums Wien führt Claudia Augustat, Kuratorin der Sammlung Südamerika, ein Gespräch mit der Künstlerin Wie-yi T. Lauw und dem Direktor der Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien Christian Bräuchler.

Publikation

Auf den ersten Blick ist die konzeptionelle Publikation Dunkle Paarung von Wie-yi T. Lauw trügerisch. Es gibt keine Bilder. Erst durch ein aktives Eingreifen des Lesers (Aufreißen der perforierten Seiten) kommt der verborgene Inhalt des Buches zum Vorschein, wie Blumen, die aufblühen, um dann ihre Schönheit zu offenbaren.  Dieser Akt verweist auf die Gewalt und das Herrschaftsstreben der Kolonialmächte, das Wie-yi T. Lauw in ihrem Werk verfolgt. In ihren gescannten Blumenkompositionen thematisiert sie das Sammeln exotischer Pflanzen als Instrument von Kolonisierungsprozessen, was wiederum als kulturelle Aneignung interpretiert werden kann.


Die Publikation ist hier käuflich erhältlich.

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