Fr, 22.11.
10.30 UhrDeep Dive: Federn färben mit natürlichen Färbemitteln
Workshop mit Carlos Barrera Reyes (auf Englisch)
Federn werden heute fast ausschließlich industriell und mit synthetischen Mitteln gefärbt. Für die Azteken waren Federn kostbarer als Gold, und das Handwerk der Federkünstler war sehr hoch angesehen. Speziell dafür ausgebildete Handwerker, in Nahuatl – der Verkehrssprache in Zentralmexiko des 15. und 16. Jahrhundertes – „Amantecas” genannt, fertigten zeremonielle Gegenstände, Kleidungsstücke und Bilder aus Federn an. Diese Federn wurden auch zum Teil gefärbt.
Der mexikanische Künstler Carlos Barrera Reyes initifierte 2008 ein künstlerisches Forschungsprojekt, um das Wissen um Färbetechniken mit natürlichen Farbstoffen wieder aufleben zu lassen. Seither arbeitet er mit einer Vielzahl an Gemeinden in Chiapas und Oaxaca, Anthropolog*innen, Museen, Organisationen und Universitäten daran, Indigenes Schaffen zu dokumentieren, zu fördern und zu erhalten. Im Rahmen dieses Workshops werden Sie von ihm lernen, wie man Federn mit natürlichen Farbstoffen färbt.
Der Workshop ist Teil eines Projekts der Abteilung Konservierung des Weltmuseum Wien, das eine Federinsignie aus der Sammlung des Museums, derzeit ausgestellt im Saal „Geschichten aus Mesoamerika“, in Kooperation mit Kolleg*innen aus Mexiko untersucht. Die Federinsignie ist ein frühkoloniales Objekt aus Neuspanien, das zu einer Gruppe von sechs präkolumbianischen Federobjekten gehört, die in Europa und Mexiko erhalten geblieben sind: ein Federkopfschmuck, bekannt als Penacho, vier Federschilde und eine Scheibe mit Federarbeit. Aufgrund der Seltenheit dieses Federobjekts arbeitet das Weltmuseum Wien mit Carlos Barrera Reyes und María Olvido Moreno Guzmán an der Herstellung einer Replik, die im Mexica-Saal des Nationalmuseums für Anthropologie (Mexiko-Stadt) gezeigt werden wird.
In einem weiterführenden Workshop am 26. November haben Sie die Möglichkeit, einen Einblick in das Handwerk der Federkunst zu erhalten, angeleitet von María Olvido Moreno Guzmán, zuständig für die Koordinierung der Museen und Ausstellungen am Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) in Mexiko und Carlos Barrera Reyes.
Der Workshop findet auf Englisch statt.
Besuchen Sie auch unseren Vortrag mit María Olvido Moreno Guzmán am Di, 19. November:
Mexikanische Federkunst: Erbe an der Schnittstelle zwischen Natur und Kultur
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt: Feather, fashion and cross cultural exchange
Carlos Barrera Reyes ist ein bildender Künstler mit einem vielseitigen Ansatz. Seine künstlerische Praxis umfasst ein breites Spektrum an Themen, von der Ethnografie bis hin zu sozialer, kollaborativer und partizipatorischer Kunst. Seine Vielseitigkeit spiegelt sich in der Vielfalt der Formate und Materialien wider, die er im Laufe seiner Karriere erforscht hat. Carlos zeichnet sich durch sein großes soziales Engagement aus, das seine Arbeit in der Kunst der sozialen Interaktion und Bildung vorantreibt. Seit 2008 leitet er ein soziales Kunstprojekt in Zusammenarbeit mit dreißig Indigenen Gemeinden in Chiapas und Oaxaca, das sich auf die Förderung natürlicher Färbetechniken konzentriert. Seit 2017 leitet er das Projekt zur Wiederbelebung und Sozialisierung der Textilsammlung des Na Bolom Museums in Chiapas. Derzeit ist er als Professor und Doktorand an der Fakultät für Kunst und Design der UNAM tätig
María Olvido Moreno Guzmán ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) in Mexiko, wo sie Ausstellungen konzipiert. Sie schloss ihr Studium an der Nationalen Schule für Konservierung (Nationales Institut für Anthropologie und Geschichte, INAH) mit der Arbeit „Conservación de arte plumario mexicano" im Jahr 1982 ab. Damals erlernte sie die Technik des Federmosaiks bei Gabriel Olay Olay, „Amanteca" aus einer echten Dynastie von Federkünstlern des 19. Jahrhunderts. Sie erwarb den Master-Abschluss (Iberoamerikanische Universität) mit der Arbeit „Encanto y desencanto. El público ante las reproducciones en los museos"; eine Arbeit, die sich mit der öffentlichen Wahrnehmung der Kopie des „Penacho de Moctezuma" im Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt beschäftigt. Sie promovierte in Kunstgeschichte an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko; in ihrer Dissertation „La reproductibilidad contemporánea del arte prehispánico" erforscht sie die Beziehungen zwischen Kopien und Fälschungen. Derzeit führt sie interdisziplinäre Forschungen zu Federobjekten durch, die in Museen in Mexiko, Europa und Japan aufbewahrt werden. Gleichzeitig analysiert sie Darstellungen von Federkleidern in Wandmalereien.
Unser Format Deep Dive bietet genau das, was der Name verspricht: tiefe Einblicke in die Arbeitswelt des Weltmuseums Wien, von der Konservierungsabteilung bis zu den Kurator*innen. Außerdem beinhaltet diese Reihe Gespräche mit Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Persönlichkeiten aus verschiedenen Wissensbereichen zu ausgewählten Objekten und Themen. Unser Ziel ist es, das Weltmuseum Wien als einen lebendigen Ort des Austauschs zu nutzen und uns den gesellschaftspolitischen Diskursen und Herausforderungen zu stellen, die neue Perspektiven auf eine außergewöhnliche Sammlung eröffnen.
Dauer: 3 Stunden
Teilnahme: € 40 (gültiges Museumsticket erforderlich)
Tickets erhalten Sie online oder an der Kassa;
Treffpunkt: Säulenhalle
