Armband von Aylin Gunsam

Interview mit Lisa Zalud23.06.2015
„Es ist ja eigentlich ein Auge. Es ist, als ob jemand quasi bei dir ist und dir zuschaut.“

Das Armband ziert eine türkisches Auge, das nach traditionellem türkischen Verständnis die Besitzerin vor Neid schützt. Es wird vor allem an Babys und Kinder geknüpft um sie vor Unfällen und ähnlichen Vorkommnissen zu schützen, die auf dieser schlechten Energie beruhen. Auch Aylin G.s Großeltern wollten sie vor dieser Energie schützen und ließen es von einem Goldschmied für ihren achtzehnten Geburtstag anfertigen. Seit nun schon sieben Jahren trägt sie es täglich.

Das Auge erinnert Aylin nicht nur daran einen ständigen beschützenden Begleiter bei sich zu haben sondern es symbolisiert für sie das Zentrum ihrer eigenen Person und des Ichs. Ihre Großmutter weißt sie oft darauf hin, nicht zu vergessen, dass sie in der Mitte positioniert ist - umgeben von allen anderen Menschen - und es wichtig ist die Verbindung zu sich selbst stets aufrecht zu erhalten. Das Armband hilft ihr in Stresssituationen Ruhe zu bewahren und macht ihr bewusst das Leben von einer lockeren Seite zu betrachten. Auch die Kette hängt locker und sie spürt sie nicht, aber wenn sie sie braucht ist sie da.

Aylins Mutter ist Türkin und sie lebten gemeinsam mit der Familie zehn Jahre in der Türkei. Das Armband verbindet sie mit dem Land und erinnert sie vor allem an viele familiäre Werte, die sie hier in Österreich, aber auch in der modernen Türkei oft vermisst. Ihre Großeltern stehen für sie noch für eine ältere und traditionellere Version der Türkei in der die persönliche Auseinandersetzung mit den Mitmenschen und die Bescheidenheit eine größere Wertigkeit besaßen. Sie findet es schade, dass sich viele Menschen vor allem in Städten wie Istanbul nicht mehr mit der ursprünglichen kulturellen Identität, die für sie aus der gesamten kulturellen und sprachlichen Vielfalt des osmanischen Reichs geschöpft wird, identifizieren und stattdessen nach etwas Unbekannten streben.

 

 

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