Ballettschuhe von Nina

Interview mit Ekaterina Holler08.08.2015
"…ich kann sie einfach nicht loslassen, da sie mich an die hohe Leistung und Erfolge im Tanz erinnern."

Ohne Zweifel werfen die Meisten von uns abgetragene Kleidungstücke einfach weg und ersetzen sie durch neue, aber nicht die Tänzerin Nina. Sie hat uns ihre durchgetanzten Ballettschuhe mitgebracht. Löcher und aufgeriebene Stellen verraten uns deren „harte Arbeit“: Letztes Jahr absolvierte Nina eine intensive Tanzausbildung, und innerhalb von 18 Monaten hat sie die Sprungschuhe während des Trainierens komplett verbraucht. „Das war sehr viel Muskelkraft, wahnsinnig viel Energie, die genommen wird, aber die man auch durch den Tanz zurückbekommt“, so die Interviewte. Eigentlich hat sie schon in der Volksschule mit dem Ballett begonnen und hat auch schon mehrmals die Schuhe gewechselt, aber dies ist das erste Paar, das sie wirklich durchgetanzt hat.

Die Schuhe kann man leider nicht mehr verwenden, weil sie vorne bei den Zehen löchrig sind und dadurch ihre Schutzfunktion verlorengegangen ist, aber Nina kann sie einfach nicht loslassen, da sie sie an ihre hohe Leistung und beeindruckenden Erfolge im Tanz erinnern. Sie tanzt auch Jazz und Hip-Hop, aber Ballett fordert sehr viel Kraft und Technik, und Nina glaubt, dass diese Disziplin am schwierigsten zu erlernen ist. Deswegen ist die junge Frau stolz, dass sie die Schuhe durchgetanzt hat.

Die Ballettschuhe hat die Tänzerin spontan vor 4 Jahren in Rom gekauft und war damit so zufrieden, dass sie später noch einmal solche kaufen wollte, sie hat aber leider die Marke weder in Österreich noch in den USA gefunden.

Heute motivieren die Ballettschuhe Nina, die als praktizierende Kinderärztin arbeitet, Tanz zu ihrem Hauptberuf zu machen: „Der Tanz gibt mir sehr viel Energie, ich finde ihn inspirierend und persönlichkeitserweiternd, ich lerne beim Tanz mich selbst kennen, aber ich lerne auch viele andere Menschen kennen“, argumentiert die Doktorin ihre Wahl. Auf den ersten Blick scheint die Medizin weit entfernt vom Tanz zu sein, aber Nina erklärt, dass sie immer der menschliche Körper interessiert hat, und ihn kann man sowohl aus medizinischen Sicht betrachten als auch in Form von Tanz erkunden.

Um ihre Motivation zu verstärken, möchte Nina die Ballettschuhe als eine Art künstlerische Installation zwischen zwei Bildern in ihrem Vorzimmer aufhängen. Auf diesen Bildern, die die Interviewte extra aus Tel Aviv gebracht hat, sind die Füße von Russischen Tänzerinnen in ganz „zerflederten“ Ballettschuhen abgebildet. Diese sollen eine gute Komposition mit Ninas Schuhen ergeben und ihren neuen Berufsweg symbolisieren.

Die langen Arbeitszeiten als Ärztin machten es Nina unmöglich, den Tanz mit ihrem Beruf zu verbinden. Doch sie will die Medizin nicht endgültig aufgeben und vermutet, dass sie wieder einmal zu ihrem alten Karriereweg zurückkehrt.

Jetzt will sie aber erst einmal „ins Freie des Tanzes“ eintauchen und noch viele weitere Schuhe durchtanzen.

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