Comparsita von Farrokh Fattahi

Interview mit Lisi BernroitnerBrunnenpassage10.04.2015
"Sie ist unabhängig und hat alles, was sie braucht bei sich – wenn auch nur bisschen von allem."

Bei diesem Gegenstand handelt es sich um eine Comparsita. Comparsitas sind südamerikanische Strassenmusiker_innen, die ihr Hab und Gut immer bei sich tragen. Farrokhs Comparsita-Miniatur hat eine Gitarre und ein Akkordeon bei sich, ein Haus, einen Eimer und einen Schirm. Sie steht auf einer Münze, was für Farrokh darauf hinweist, dass es sich hier um eine glückliche Person handelt – eine Person, die zwar nicht viel besitzt – aber dennoch alles hat, was sie braucht und deren Bedürfnisse erfüllt werden.

Farrokh hat diesen Gegenstand bei einer Mineralogie-Ausstellung in Wien von einem Mann gekauft, dessen Frau aus Südamerika, vermutlich Kolumbien, ist. Sie hat von einer ihrer Heimatreisen mehrere Comparsita-Figuren mitgebracht. Diese sollen immer Glück gebracht haben. Comparsita-Figuren sind laut Farrokh in ganz Südamerika bekannt.

Farrokh selbst ist aus Teheran, spricht aber ein bisschen spanisch. Da er als „Ausländer“ in Wien zu dieser Zeit viele Probleme und wenig Unterstützung hatte, hat er die Comparsita gekauft, damit sie ihm Glück bringt. Damals fand im Iran die Revolution statt und auch in Wien gab es politische Demonstrationen von Iraner_innen. Seine Eltern sind gestorben und sein Bruder war nach Deutschland ausgewandert. Farrokh findet, dass es zu dieser Zeit für „Ausländer“ wenig Freizeit- und Kulturangebot in Wien gab. Er hat sich zu dieser Zeit sehr alleine gefühlt, war durcheinander, unglücklich und traurig, hat auf ein neues Leben und Wunder gehofft. Es ist zwar kein Wunder passiert, aber Farrokhs Umstände sind dennoch langsam besser und besser geworden. Er ist nun in Pension und „hat seine Ruhe“. Österreich ist seine zweite Heimat geworden. Die Comparsita „wohnt“ in einer Vitrine in Farrokhs Wohnung.

Sie symbolisiert für ihn Unabhängigkeit.

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