Decke von Beatriz

Interview mit Lisi Bernroitner10.06.2016
„Früher hat mich die Decke in Gedanken mit meiner Familie verbunden, seit ich aber nicht mehr in Mexiko lebe, erinnert sie mich an meine Heimat Mexiko."

Beatriz ist freiberufliche Restauratorin und arbeitet viel mit Objekten. Alle Objekte haben für Beatriz einen Wert. Diese Decke hat sie seit ihrer Geburt 1982. Damals war die Decke ca. ein Meter mal ein Meter groß. Die Decke war ursprünglich aus bunten gelben, blauen und rosa Fäden gemacht. Heute ist von der Decke nur mehr ein kleiner Wollrest übrig.

Seit sie die Decke hat, hat Beatriz immer mit dieser Decke geschlafen. Sie hat sie – auch als schon nur mehr ein kleiner Teil davon übrig war - auf all ihren Reisen mitgenommen, weil sie das Gefühl hatte, dass sie ohne die Decke nicht schlafen kann.

Während ihres Studiums der Restaurierung hat Beatriz bei einer Feldforschung ein kleines Stückchen der Decke auf ihrem Bett liegen lassen. Das Reinigungspersonal hat die Decke für Müll gehalten und weggeworfen. Beatriz konnte sie nicht wiederbekommen und war traurig und schockiert, weil sie das Gefühl hatte, dass ein Teil von ihr weg ist.

Beatriz ist aus Mexiko und glücklicherweise hatte sie noch diesen anderen kleinen Teil der Decke in Mexiko gelassen, von dem sie eigentlich gedacht hatte, er würde für immer in Mexiko bleiben. Sie hat eine Zeit lang in den USA gewohnt und lebt nun seit 4 Jahren in Wien. Früher war die Decke für sie in Gedanken nur mit ihrer Familie verbunden, seit Beatriz aber nicht mehr in Mexiko lebt, erinnert sie die Decke an ihre Heimat Mexiko. Die Decke ist für Beatriz aber auch mit Kindheit verbunden. Sie denkt, dass sie eventuell nicht erwachsen werden will und die Decke auf deshalb so gerne hat. Momentan schläft Beatriz wieder mit dem Deckenstückchen unter ihrem Polster, mittlerweile weiß sie aber, dass sie auch ohne die Decke schlafen kann. Vor dem Schlafengehen nimmt sie immer bewusst war, dass ihre Decke da ist.

Ihr Mann findet, Beatriz' Deckenrest schaut aus wie eine „Maus“.

Für Beatriz selbst ist die Decke kein schönes Objekt und auch kein Museumsobjekt - aber ein bedeutsames Objekt. Beatriz möchte diese Geschichte auch deshalb teilen, weil das für sie wie eine kleine Hommage an ihre Decke ist.

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