Filmschachtel von Papier Raoul Schmidt und Paolo Caneppele

Interview mit Lisa ZaludBrunnenpassage24.04.2015
„Es ist ein Behälter, ein Ersatz, eine Quelle, ein Teil eines Tagebuchs … und wird sogar bereichert durch den Verlust des Inhalts.“

Raoul Schmidt und Paolo Caneppele arbeiten beide für das Österreichische Filmmuseum und fanden vor zehn Jahren unter tausenden Filmen einer Schenkung eine Filmschachtel eines 8 mm-Amateurfilms. Der Film fehlte jedoch, sie beinhaltete lediglich einen Zettel mit der Beschreibung der Szenen.

Die Filmschachtel ist meist Teil des filmischen Werks, da die meisten Amateure keinen Vor- oder Nachspann machen konnten und deshalb die Informationen außen auf die Schachtel schrieben. Was also bei vielen der Vorspann ist, ist hier die Filmschachtel mit dem Titel „Großer Schneefall am 5. Feber 1941“. Allein dieser Titel ist für Raoul „wahre Poesie“ und „besser als jeder Film“.

Paolo und Raoul zufolge ist der „unvollkommene leere Karton ein Behälter, ein Ersatz, eine Quelle, ein Teil eines Tagebuchs“ und wird sogar bereichert durch den Verlust des Inhalts. Genau das fasziniert die beiden an der Filmschachtel. Es fehlt hier zwar das Objekt, doch man könne manches Mal durch dessen Abwesenheit mehr und besser sehen. „Das Leben ist Zufall, die Geschichte ist Zufall.“ Es wird nicht alles überliefert und was bleibt und was geht, ist nicht immer planbar.

Die Filmschachtel hat seit Jahren einen besonderen Platz neben Raouls Schreibtisch und er träumt gerne vom „großen Schneefall im Feber 1941“. Beide bekamen einen Raum, geschaffen für ihre eigenen Phantasiebilder, teils – wie sie sagen – Bilder der Stille.

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