Holzspäne vom Spielplatz von Mercede Ameri

Interview mit Lisa ZaludBrunnenpassage08.05.2015
"Das ist etwas, das für mich nach Wien riecht. Als ich als kleines Kind nach Österreich gekommen bin, waren für mich diese großen Holzspielplätze so herrlich."

Viele von Mercedes Erinnerungen sind mit Gerüchen verbunden. Frische Holzspäne von Kinderspielplätzen riechen für sie nach „Wien“. Sie sind für sie einer der „Hauptgerüche“ Wiens. Immer wenn sie als Kind ihre Geschwister in Wien besucht hat, waren die Wiener Spielplätze für sie herrlich, weil sie groß, aus Holz und schön waren.

Mercede ist in Teheran aufgewachsen, dort gibt es das nicht. Seit 6,5 Jahren lebt Mercede nun in Österreich.

Der Geruch der Holzspäne ist für sie wie eine Zeitmaschine: Wenn sie daran riecht, hat sie das Gefühl, dass sie in Wien wie damals nur zu Besuch ist und Urlaub macht. Wien riecht für die nach Freiheit.

Auch der Geruch der Mannerfabrik im 16. Bezirk erinnert sie zum Beispiel an ihre Kindheit und Wien, weil ihre Geschwister damals in der Nähe gewohnt haben.

Wien riecht anders als Teheran, findet Mercede, weil es in Wien mehr Grünflächen gibt und weil Teheran viel größer ist. Teheran riecht nach Abgasen, Metall, Autos und Ampeln, Wien riecht für sie nach Natur. Auch wenn ihre Geschwister aus Wien in Teheran damals zu Besuch waren, hat sie an den Koffern Wien gerochen.

Die ersten acht Jahre von Mercedes Kindheit im Iran waren von Krieg und Revolution geprägt.

Freiheit ist für sie ein wichtiges Thema. Zum Beispiel gibt es Dinge, die sie nicht weggeben möchte, weil sie sie an etwas erinnern. Diese Objekt-Orientiertheit bewertet sie selbst negativ, weil sie denkt, die Objekte nehmen ihr ein Stück von ihrer Freiheit weg. Gerüche hingegen kann man nicht fangen oder festhalten. Sie bedeuten wahre Freiheit.

„Der Geruch der Holzspäne ist für sie wie eine Zeitmaschine: Wenn sie daran riecht, hat sie das Gefühl, dass sie in Wien wie damals nur zu Besuch ist und Urlaub macht.“

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