Kunststuhl von Johann Rumpf

Interview mit Lisa Zalud16.06.2016
"Wenn der Sessel so schön ist, dass er ein Kunstwerk wird, dann werden sich die Leute überlegen ihn wegzuwerfen."

Johann Rumpf ist sich sicher, dass ihn dieser Stuhl lange überleben wird. "Wenn der Sessel so schön ist, dass er ein Kunstwerk wird, dann werden sich die Leute überlegen ihn wegzuwerfen."

Der Stuhl von Johann Rumpf hat ursprünglich ganz anders ausgesehen. Er wurde zwischen 1850 und 1910 im typisch altdeutschen Stil gebaut und ist stets in einem Nebenraum in der Familienwohnung im 8. Bezirk gestanden. Es war der Sessel seines Urgroßvaters Konrad Rumpf, der 1850 von Deutschland nach Wien migrierte und als Stadtbaumeister unter Theophil Hansen am Bau der Ringstraße beteiligt war.

Schon seit längerem geht Johann Rumpf, gelernter Kunsttischler und Künstler, der Frage nach wie er aus vermeintlich alten Objekten Neues entstehen lassen kann. Der Sessel seines Urgroßvaters ist nicht der erste Sessel, den er dementsprechend bearbeitete, sondern es gibt mittlerweile eine große Anzahl umgebauter und kunstvoll renovierter Stühle. Liebevoll und mit großem handwerklichem Geschick restauriert und renoviert er Möbelstücke um daraus wieder Neues zu schaffen.

Er möchte damit auch Kritik an der Wegwerfgesellschaft üben. Früher wurden Möbelstücke mit dementsprechenden Methoden im Sinne von Wertbeständigkeit hergestellt. Er klagt, dass die heutige Produktion zum Großteil wenig qualitativ Hochwertiges herstellt und auch die Nachfrage danach durchaus gesunken ist. "Viele Menschen beschäftigen sich gar nicht mehr wie Produkte erzeugt werden, sondern die einzige Frage ist es: Schaut es optisch gut aus und kostet es nicht viel und nach einem Jahr schmeiße ich es weg und kaufe mir wieder etwas Neues."

Er ist sich über die Zukunft dieses Stuhls noch nicht sicher. Er überlegt in zu verkaufen oder zu spenden, aber eigentlich wird ihm klar, dass er viel zu schön ist um ihn wegzugeben.

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