Uhr von Gertrude M.

Interview mit Karin Schneider19.09.2016
„Die Uhr ist eine Erinnerung an beide – meinen Mann und meinen Sohn, eine Erinnerung, die ich stets bei mir trage, eine Erinnerung an die schöne gemeinsame Zeit mit den beiden. Ich habe nur schöne Erinnerungen an sie.“

Die Uhr hat Gertrude M. von ihrem Mann zu Weihnachten bekommen, ihr Sohn, der damals noch gelebt hat, hat sie besorgt, da ihr Mann bereits im Spital lag. So ist die Uhr schon sehr alt, unlängst war sie dann sogar kaputt aber nachdem die Batterie gewechselt wurde, trägt Gertrude M. sie wieder täglich und nächtlich bei sich. Manchmal wacht sie in der Nacht auf und dann fällt ihr erster Blick auf die Uhr. Ihr Mann, der an Alzheimer erkrankt war hatte den Sohn beauftragt, die Uhr zu besorgen – er konnte das nicht mehr selber tun aber daran zu denken, ihr etwas zu schenken, das konnte er noch - die Krankheit, an der ihr Mann elf Jahre gelitten hat, war zu dieser Zeit noch nicht so schlimm; Über dieses Geschenk hat sich Gertrude M. sehr darüber gefreut,.

Ihr Sohn ist sogar schon vor ihrem Mann verstorben – lange hat man ihr erzählt, er wäre in der Donau ertrunken, die ganzen Jahre jedoch konnte sie dies nicht glauben – wie konnte ein guter Rettungsschwimmer ertrinken? Erst vor kurzem hat sie erfahren, dass er einen Herzinfarkt hatte; Kinder zu verlieren, meint Gertrude M., ist sehr schwer – aber jetzt habe sie eine Erklärung, er war krank; In der Früh, sobald sie munter wird, ist ihr erster Gedanke an ihn und ihr erster Blick an die Uhr, das letzte, was sie von ihm hat; Die Uhr ist ein Erinnerung an beide, die sie stets bei sich trägt, eine Erinnerung an die schöne gemeinsame Zeit mit Mann und Sohn – und Gertrude M. hat in der Tat nur schöne Erinnerungen; so ist sie ihren Mann mit 17 Jahren kennen gelernt und seit dem war sie immer mit ihm, der großen Liebe ihres Lebens, zusammen.

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